Wem nützt das Sitzenbleiben?
Wem nützt das Sitzenbleiben? - Ein Versuch, die Frage zu beantworten
Fakten, Zahlen und Klischees:
- 240000 Schüler bleiben jährlich sitzen
- 23,1% aller Fünfzehnjährigen haben mindestens einmal eine Klasse wiederholt
- An Real-bzw. Oberschulen ist die Quote mit 5,0% die höchste
- Das kostet den Staat 3 Milliarden € jährlich mit Folgekosten
- Die Bevölkerung glaubt mehrheitlich, dass das eine sinnvolle erzieherische Maßnahme sei
- Vermeintlich soll sie anspornen, wieder mehr Leistung zu bringen
- Ein neues Lernumfeld wirke positiv auf den Lernerfolg
- Die homogene Lerngruppe bleibe erhalten, denn der/die Schwäche ist ja nun weg
- Damit profitierten die Schüler, weil sie ja jetzt viel flinker vorankämen
Nach empirischen Forschungen des Bildungsforschers Prof. Klaus Klemm zeigt sich Folgendes:
„… Klassenwiederholungen sind teuer und unwirksam. Weder die nicht versetzten Schülerinnen und Schüler noch diejenigen, die in der Klassengemeinschaft verbleiben, zeigen eine bessere Lernentwicklung.“
Fazit:
Die Milliarden € sollten in individuelle Förderung investiert werden!
Was heißt individuelle Förderung?
Jedes Kind/ jeden Jugendlichen mit seinem Wissensstand und Lernpotenzial zum Ausgangspunkt allen Handelns an der Schule zu machen.
- Gemeinsamer Unterricht
- mit unterschiedlichen Lernwegen
- mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Funktion unseres Bildungswesens:
- bestmögliche Bildungschancen und Entfaltungsmöglichkeiten für alle Kinder
- unabhängig vom sozioökonomischen und kulturellen Hintergrund
Welche Wirkungen hat das Sitzenbleiben?
- keine Verbesserung der kognitiven Entwicklung
- Kein Vorteil für die Verbleibenden
- Keine Leistungssteigerung
- demotivierend
- Schulunlust und Selbstzweifel steigen
- Verlust an Lebenszeit
Warum beteiligen wir uns dann an dieser schädlichen Praxis?
Welche Schlüsse müssen wir daraus für unsere Arbeit und unsere Haltung zu dem Problem „Sitzenbleiben“ ziehen?